Freitag, 3. Januar 2014

Sultanat Oman - Immer eine Reise wert

Es gibt wohl kaum ein Land, in dem der Unterschied zwischen Erwartung und Realität größer ausfällt. Anders als Marokko, als Ägypten, als Saudi-Arabien sowieso. Oman ist einzigartig. Das erlebe ich immer wieder, auch während meines dritten Besuchs im Dezember 2013. Die Menschen sind unglaublich offen, hilfsbereit und gastfreundlich, die Infrastruktur ist sehr gut ausgebaut. Es ist vollkommen ungefährlich zu reisen, selbst alleine als Frau. Sobald man außerhalb der Hauptstadt Maskat unterwegs ist, trifft man nur noch auf wenige Touristen; menschenleere schneeweiße Strände sind eine Selbstverständlichkeit.

Für sieben Tage im Dezember 2013 konnte ich mich wieder von all dem überzeugen. Mit Qatar Airways flogen wir über Doha nach Dubai, nach einem kurzen Besichtigungsstopp von dort mit dem Mietwagen weiter nach Maskat, die Grenze überquerten wir in Hatta. Alle, die mit einem Mietwagen aus Dubai die Grenze zu Oman überqueren wollten, sollten das vorher der Mietwagenfirma mitteilen. Denn um den Wagen über die Grenze mitnehmen zu dürfen, braucht es eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Verleihers sowie eine Versicherung, die einen kleinen Aufpreis kostet.

Für einen Tag gaben wir uns das volle Touristenprogramm in Maskat: Grand Mosque, Sultanspalast, Souk. In der Moschee gibt es seit Kurzem das Islamische Informationszentrum, hier kann man mit Muslimen sprechen und Fragen zu ihrer Religion stellen - auch auf Deutsch. Darüber hinaus gibt es umfangreiches kostenloses Infomaterial in vielen Sprachen. Nebenbei ist die Moschee natürlich wunderschön anzusehen!

Grand Mosque in Maskat, Oman.

Tipp für den Palast von Sultan al Qaboos: Nicht nur von vorne ansehen, auch mal drum herumgehen. Dahinter liegt nämlich eine hübsche Bucht - dort liegen auch hin und wieder Yachten, die den Gästen des Sultans gehören.

Die Vorderseite des alten Sultanspalasts in Maskat, Oman.

Im Matrah Souk, dem laut Wikipedia vielleicht sogar ältesten Markt im arabischen Raum, kann schließlich nach Lust und Laune gehandelt werden. Beliebte Mitbringsel sind Pashmina-Tücher, Weihrauch oder auch Halawa, ein Dattelspezialität, die zum Süßen des Kaffees benutzt wird.

Nach dem Tag in der Hauptstadt machten wir uns frühmorgens auf in Richtung Süden, immer an der Küste entlang. Für einen Zwischenstopp eignet sich zum Beispiel Wadi Shab, wo 2012 auch das Finale der Red Bull Cliff Diving World Series stattfand. (Hier gehts zum Video.) Wadis sind trockene Flusstäler, die üblicherweise nur Wasser führen, wenn es mal heftig regnet. Falls das Auto halbwegs Offroad-tauglich ist, kann man auch einen Abstecker ins Wadi Tiwi machen. Hier hat man nach der Durchfahrt eines kleinen Dorfes einen tollen Blick über das Tal.

Blick über Wadi Tiwi am Vormittag.
Zurück auf der Küstenstraße geht es weiter nach Sur. Hier kann man besichtigen, wie die berühmten omanischen Dhows gefertigt werden. Diese Boote sicherten Oman einst den Status als Seemacht, sie sind stabil und doch wendig. Die Omanis reisten früher mit den Dhows bis nach Fernost, um dort Handelsgüter zu erwerben.
Dhow-Manufaktur in Sur, Oman.
In Sur sollte man sich mit Benzin und Proviant eindecken, denn die nächsten etwa 300 Kilometer sind Orte eher dünn gesät.

Die nächste Station unserer Reise war Shanna, denn von hier geht die Fähre nach Masirah Island. Wer das ebenso tun möchte, sollte sichergehen, bis etwa 3 Uhr nachmittags am Fährhafen zu sein, so erreicht man sicher eine Fähre für die etwa 1,5-stündige Überfahrt. Etwa 10 Rial pro Auto kostet eine Fahrt und wer mitwill, sollte Durchsetzungsvermögen mitbringen! Nicht abdrängen lassen :) . Wir waren um 17 Uhr bereits sehr spät dran, hatten aber noch Glück und erwischten eine der Fähren.

Warten auf die Fähre nach Masirah Island.

Unser Nachtlager auf Masirah Island schlugen wir im Camp von Kiteboarding Oman auf, in der Nähe des Ortes Sur Masirah. Hier kann man für 20 Rial pro Nacht in gemütlichen Hütten schlafen, auch Sanitäranlagen sind ausreichend vorhanden.

In gemütlichen Hütten kann man im Kitecamp von Kiteboarding Oman  günstig die Nacht verbringen.
Für ein wenig Aufpreis gibt es hier auch leckeres Frühstück, Mittag- und Abendessen. Das Camp ist ganzjährig geöffnet.
 
Die Chill-out-Lounge im Kitecamp auf Masirah Island.


Natürlich ließen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen und versuchten nebenbei noch, etwas Kiten zu lernen. Wind dafür gibt es auf Masirah üblicherweise mehr als genug. Die Kite-Hochsaison ist im Sommer von Mai bis September, der Wind bläst dann durchgängig (!) mit 35 bis 40 Knoten. Von Januar bis April gibts zwar etwas weniger Wind, jedoch sind die Bedingungen immer noch perfekt für Kiter. Mehr Infos hier.

Ideales Stehrevier und Wind satt: Masirah Island.

Nach der Kitesession erkundeten wir die Insel mit dem Auto. Weiße Strände, schroffe Berge, türkisblaues Wasser, Kamele, Krabben, Flamingos.... zu viele Eindrücke, um sie hier adäquat wiederzugeben!

Schroffe Felsen auf Masirah Island.


Und das beste daran: Die Insel ist quasi unberührt vom Tourismus, die Strände muss man sich allerhöchstens mit ein paar Fischerbooten teilen.


Weiße Strände, türkisblaues Wasser auf Masirah Island.

Die Landschaft ist trotz der wirklich limitierten Größe der Insel abwechlsungsreich - wir haben uns für unseren nächsten Besuch bereits vorgenommen, die Mountainbikes mitzunehmen. Ein besseres Revier kann man sich nicht ausmalen und mit dem Rad sieht man doch noch einmal mehr als mit dem Geländewagen.


Die hier trifft man oft am Straßenrand.

Mit einer abendlichen Kitesession ließen wir den Tag ausklingen, im Camp genossen wir dann wunderbaren gegrillten Fisch von Campkoch Sadiq mit den vielen internationalen Gästen im Kitecamp. Übrigens waren auch schon einige Stars der Kiteszene auf Masirah unterwegs. Hier gibt's beispielsweise ein Kitetrip-Video von Charlotte Consorti.

Auf der Fähre von Masirah Island zum Festland nach Shanna.

Am nächsten Tag hieß es mal wieder: Früh aufstehen! Denn es ging zurück Richtung Norden. Die erste Fähre von Masirah auf das Festland legt um etwa 4 Uhr morgens ab, wir erwischten die Fähre um 7 Uhr.

Auf der Fähre von Masirah Island zum Festland.


Um 9 Uhr erreichten wir den Hafen von Shanna und mit einem Frühstück in Hijj gestärkt führte uns unser Weg nach Nizwa. Nizwa ist eine sehr interessante Stadt, traumhaft in den Bergen gelegen; einerseits gibt es hier das große Fort, das in den letzten Jahren aufwändig restauriert wurde. Andererseits ist Nizwa berühmt für den Silbersuq, wer also nach Silberschmuck und -mitbringseln Ausschau halten möchte, sollte vormittags den Suq direkt neben dem Fort besuchen. Spannend ist auch der Viehmarkt in Nizwa, früh morgens von etwa 7 bis 10 Uhr kann man hier ein Spektakel erleben, wenn um Rinder, Schafe und Ziegen gefeilscht wird. Auch SPIEGEL ONLINE berichtete schon darüber.

Das aufwändig restaurierte Fort in Nizwa.
Wer dann noch etwas Zeit mitbringt, sollte sich ein Stück in die Berge hineinwagen, die direkt hinter Nizwa beginnen. Wunderschön, wenn auch schon von vielen Touristen bevölkert, ist das Bergdorf Misfat. Die Bewohner bauen auf Terrassen alles an, was sie zum Leben brauchen. Ein großer Palmengarten mit Falaj-System zur Bewässerung lädt zum Erkunden ein. Von Misfat sind es noch etwa 40 Kilometer bis zum höchsten Berg Omans, dem Jebel Shams, dem "Sonnenberg". Wer dann wieder zurück nach Maskat will, der hat ausgehend von Nizwa noch etwa zwei Autostunden vor sich.

Misfat, das grüne Bergdorf.
Unsere Reise neigte sich nun langsam aber sicher dem Ende zu. Von Maskat aus machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Dubai, allerdings nicht ohne einen Zwischenstopp in Al Sawadi, etwa 75 Kilometer nördlich von Maskat. Auf der Halbinsel kann man kilometerweit am menschenleeren Strand entlanglaufen und findet haufenweise Muscheln, Seesterne und Korallen. Auch hier hat Kiteboarding Oman eine Station, direkt am Hotelstrand des Al Sawadi Beach Resort. Neben Kiteboarding wird hier auch Tauchen angeboten.

Kiten am Al Sawadi Beach.

Nach diesem Halt machten wir uns endgültig auf Richtung Dubai und überquerten wieder einmal die Grenze bei Hatta. Der Flughafen in Dubai ist sehr gut ausgeschildert und auch ohne Navi kaum zu verpassen. Die Rückgabe des Mietwagens verlief ohne Probleme und so endete unser Urlaub viel zu schnell, als wir kurz darauf das Flugzeug Richtung Heimat bestiegen.

Vielleicht gaben Euch die Fotos ja einen kleinen Eindruck von unserer Reise und haben Euch neugierig gemacht. Wem Pauschalurlaub zu langweilig ist, der kann sich ohne Bedenken an Oman heranwagen und sich überraschen lassen!

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